Wie zukünftige mobilität den öffentlichen Raum verändert – Am Beispiel der Stadt Dormagen
Daniela Rudnik
gutachter/IN
Prof. Dr. H. Schröteler-von Brandt
Prof. Ch. Moczala
Modul
Thesis Sommersemester 2018
Thema
Konzeptentwurf für die Stadt Dormagen
VERFASSER/IN
Daniela Rudnik
Ziel und Fragestellung
Die Masterarbeit befasst sich mit zukünftigen Mobilitätsformen und wie diese in den öffentlichen Raum integriert werden können. Anhand von zukünftiger Mobilität und ihrer Vielfalt wird ein Konzept für eine Stadt entwickelt. Durch das Mobilitätskonzept können öffentliche Räume und ihre Veränderung betrachtet werden. Das Ziel dieser Arbeit ist es, unter anderen zukünftige Arten von Mobilität aufzuzeigen, die zurzeit zum Teil nur modellhaft vorhanden sind oder erst in Zukunft entwickelt werden. Mit Hilfe dieser wird ein Mobilitätskonzept für eine Stadt entwickelt, in der die neuen Ansätze im öffentlichen Raum sichtbar werden.
Die zukünftige Mobilität und die sich damit verändernden öffentlichen Räume werden an einem Beispiel untersucht. Um dieser Arbeit gerecht zu werden, wird die Stadt Dormagen gewählt, die mit ihrer Lage in einer Metropolregion zwischen Köln und Düsseldorf auf ein gutes Mobilitätskonzept angewiesen ist. Dormagen ist gekennzeichnet durch 16 unterschiedliche Stadteile, die sich zu der Stadt Dormagen zusammenschließen. Die Gesamtstadt hat ca. 65.000 Einwohner und eine gute Infrastruktur von Freizeiteinrichtungen, Grünbereichen und öffentlichen Einrichtungen. Die Lage ist begehrt durch die Nähe zur Großstädte. Dadurch wächst die Stadt Dormagen immer weiter an. Für die Stadt Dormagen sollen Mobilitätskonzepte auf verschiedenen Ebenen entstehen. Dabei soll die regionale Ebene über die Stadtgrenze hinaus und die lokale Ebene innerhalb der Stadtgrenzen betrachtet werden. Auf der kleinsten Ebene, der Stadtteilebene, werden Entwürfe für die Etablierung der Mobilität im öffentlichen Raum vorgestellt.
ergebnis
Ziel der Arbeit war es, den Einfluss der zukünftigen Mobilität auf den öffentlichen Raum anhand eines Beispiels zu untersuchen. Überprüft wurde dies anhand von Entwurfsbeispielen, die Möglichkeiten der Gestaltung des zukünftigen öffentlichen Raumes in Dormagen aufzeigen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde vorerst der Ist-Zustand in Deutschland betrachtet. Dabei gibt die Nutzung des Verkehrs Aufschluss über die heutige Einstellung gegenüber der Mobilität. Deutlich wurde dabei, dass im Modal Split der motorisierte Individualverkehr vor den anderen Verkehrsmitteln
steht. In Metropolen ist der prozentuale Anteil der MIV-Fahrer geringer als in kleineren Städten. Grob zeigen die Werte, je kleiner die Stadt ist, desto mehr Fahrten werden mit dem motorisierten
Individualverkehr getätigt. Dagegen sinkt die Nutzung des öffentlichen Verkehrs je kleiner die Städte werden. Im öffentlichen Raum ist dadurch in diesen Städten eine hohe Auslastung durch den MIV-Verkehr zu erwarten. Der Modal-Split trifft jedoch keine Aussage über die zurückgelegten Wege. Wie viele Wege gehen die Menschen am Tag und aus welcher Motivation heraus? Diese Fragen beantwortet die Studie mit dem Titel „Mobilität in Deutschland“-2017 des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (infas). Die Studie ergibt, dass 3,1 Wege pro Tag von einer Person begangen werden. Die Motivation ist unterschiedlich, jedoch sind 28 % dieser Wege auf Freizeitaspekte zurückzuführen. Damit ist die Freizeit die größte Motivation. Arbeit und Ausbildung folgen knapp mit insgesamt 23 %.
Neben dem personenbezogenen Verkehr gibt es den wirtschaftlichen. Dieser zeigt, dass die meisten Transportwege über den Straßenweg verlaufen. In den Städten gibt es eine unterschiedliche Präsenz der einzelnen Gewerbebereiche im öffentlichen Raum. Die Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) sind in den letzten Jahren in den Städten am stärksten vertreten. Die Veränderungen des Konsumverhaltens der Menschen und der Fortschritt der Digitalisierung sind Gründe dafür. Dementsprechend arbeiten diese Dienste an neuen Lösungswegen, um die Sendungen in den Städten effizient zu verteilen. Die Sendungswege in den Städten werden der Last-Mile-Logistik zugeordnet.
Das Zusammenspiel von Verkehr und öffentlichen Raum wird schon in der vorherigen Betrachtung der Nutzung deutlich. Die Flächenverteilung der Räume ist stark auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichtet. Andere Verkehrsteilnehmer, wie Fußgänger, wurden erst in den letzten Jahren stärker mit eingezogen. Die Folgen dieser Flächenverteilung ergeben die heutigen Probleme der Städte. Luftverschmutzung und Lärmbelastung sind nur zwei Folgen des motorisierten
Individualverkehrs. Des Weiteren sind verkehrstechnische Aspekte häufige Gestaltungselemente des öffentlichen Raumes. Bushaltestellen können zum Kunstwerk werden oder Fußgängerzonen zum Treffpunkt.
Im nächsten Schritt wurden der öffentliche Raum und die Mobilität auf zukunftsweisende Aspekte untersucht. Dabei zeigten sich besonders die Anforderungen an die beiden Themen. Der öffentliche Raum soll auf die Bedürfnisse des Menschen besser eingehen. Jan Gehl, ein Pionier im Bereich Städtebau, der nach eigenen Aussagen öffentliche Räume für Menschen gestalten möchte. Dazu gehört der Schutz vor anderen Verkehrsteilnehmern, sowie baulich als auch aus gesundheitlichen Aspekten. Neben dem Schutz soll der öffentliche Raum komfortabel für die Nutzer gestaltet sein. Sitz- und Grünelemente beispielsweise laden zum Verweilen ein. Der dritte Punkt beinhaltet die Maßstäblichkeit, die klimatischen Verhältnisse und die positiven Sinneseindrücke,
die die Menschen im öffentlichen Raum wahrnehmen. Diese drei Aussagen dienen einer angemessenen Gestaltung des öffentlichen Raumes.
Zukünftige Mobilität hingegen muss weiteren Anforderungen gerecht werden. Die Studie „Die Evolution der Mobilität“, die in Beauftragung des ADAC durchgeführt wurde, greift Kriterien auf, die zukünftige Mobilität erfüllen soll. Darunter finden sich Kriterien wie gesellschaftliche Aspekte mit dem Ansatz des Teilens. Technische Aspekte werden z.B. durch das Kriterium Digitalisierung abgedeckt. Umwelt-Aspekte werden durch Kriterien, wie z.B. die Anforderung eine klimaneutrale
Mobilität zu schaffen, mitbedacht. Um einen Überblick zu erhalten, in welche Richtung die Gesellschaft sich entwickeln kann, wurden die Trends der Zukunft zusammengefasst. Diese teilen sich in gesellschaftliche und technische Trends. Unter den gesellschaftlichen Trends zeichnen sich die Individualisierung, die Sharing-Economy und das Fahrradfahren ab. Alle drei Themen überschneiden
sich zum Teil mit den technischen Trends, deuten jedoch eine Richtung für zukünftige Mobilität an. Zu den technischen Trends zählen die Digitalisierung und die neuen Antriebsmöglichkeiten. Die Digitalisierung ist ein breit gefasster Fächer mit z.B. den Themen der Smart-City, des autonomen
Fahrens oder des autonomen Fliegens.
Ein weiteres Thema in der Zukunft sind zukünftige Werkzeuge, mit der die Mobilität funktionieren kann. Dafür wurde eine Tool-Box entwickelt, die unterschiedlichste Themen enthält. Es wurden Verkehrsmittel betrachtet, die zukünftig in der Stadt eingesetzt werden können. Aber auch Umsetzungsmöglichkeiten der Mobilität, wie Apps oder das Konzept der Mobilitätsstationen.
Darauf aufbauend wurde das Mobilitätskonzept für die Stadt Dormagen entwickelt. Da die Stadt Dormagen wenig eigene Grundlagen hat, konnten neue Ansätze formuliert und mit neuen Zielen die Potentiale der Stadt weiterentwickelt werden. Das Mobilitätskonzept soll ein Beitrag zur Nachhaltigkeit sein, da durch unterschiedliche Projekte der ÖPNV in der Stadt gestärkt wird. Dementsprechend sind die Dormagener Bürger nicht mehr auf den motorisierten Individualverkehr angewiesen. Der ÖPNV hat sich zu einem Netz mit verschiedenen Knotenpunkten entwickelt, welches eine flexiblere Nutzung ermöglicht. Die Projekte wurden mit Hilfe der Tool-Box entwickelt und auf die Stadt Dormagen angepasst. Mobilität soll in Dormagen zukünftig vernetzt funktionieren, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Des Weiteren wird Dormagen als wachsende Stadt mit Hilfe optimaler Anbindung an Arbeitgeber und andere Städte unterstützt werden.
Die Lage zwischen Köln und Düsseldorf kann Dormagen durch das neue Mobilitätskonzept optimal nutzen. Insgesamt sollen durch die Projekte Anstöße und Perspektiven aufgezeigt werden, wie die Stadt Dormagen sich in Zukunft entwickeln kann. Da die Stadt jetzt schon eine Fahrradstadt ist, werden diese Potentiale weiter ausgebaut und genutzt. Dormagen soll in seinen wesentlichen Merkmalen weiter bestehen und der Bestand nach Möglichkeit beibehalten werden.
Die Entwurfsbeispiele geben den öffentlichen Raum in Dormagen wieder. Wie wird er sich durch die Projekte verändern? An den Knotenpunkten zeigt sich die soziale Gemeinschaft, da sie stärker als Treffpunkte ausgebildet werden. Zusätzlich wird der MIV-Verkehr verringert, wodurch mehr Freiheiten auf den Straßen entstehen. Der öffentliche Raum verändert sich nur gering in seiner baulichen Gestalt, jedoch wird er belebter und bietet mehr Möglichkeiten für die Begegnung
der Bürger.
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